Die Filmstarts-Kritik zu Magic Mike XXL (2024)

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Magic Mike XXL

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

3,0

solide

Magic Mike XXL

Von Andreas Staben

Dass es nach dem überraschenden Erfolg von „Magic Mike“ eine Fortsetzung der Stripper-Sause geben würde, war relativ schnell klar und als deren Titel bekannt wurde, schien festzustehen, was uns dabei erwartet: In „Magic Mike XXL“ sollte ganz typisch für ein Sequel offensichtlich alles noch eine Nummer größer ausfallen. Und tatsächlich gibt es im fertigen Film mehr Showeinlagen, mehr Stripper, mehr Frauen, mehr Witz als im Original und die augenzwinkernde Übergrößen-Anspielung des Titels wird auf unerwartete Weise aufgegriffen (wobei es die ganze männliche Pracht der Nackttänzer auch diesmal nicht zu sehen gibt), aber wichtiger ist, dass „Magic Mike XXL“ in mancher Hinsicht ganz anders ist als der Vorgänger: Machte Oscar-Preisträger Steven Soderbergh („Traffic“, „Ocean's Eleven“) aus diesem bei aller guten Laune noch gleichsam nebenbei ein realistisches Sozialdrama, so verwandelt sein langjähriger Assistent und Regie-Nachfolger Gregory Jacobs „XXL“ in eine Tanzfilm-Fantasie über männliche Kameradschaft und weibliche Sehnsüchte.

Mike (Channing Tatum) hat die Kings of Tampa vor drei Jahren verlassen und seinen alten Berufstraum verwirklicht. Er entwirft und baut Möbel in der eigenen kleinen Firma, aber die Geschäfte laufen nicht besonders und auch in der Liebe hat er kein Glück. Als die alten Stripper-Kollegen ihn zu einem letzten großen Auftritt bei einer Convention in Myrtle Beach überreden wollen, lässt er sich nicht lange bitten: Gemeinsam mit Ken (Matt Bomer), Richie (Joe Manganello), Tobias (Gabriel Iglesias), Tarzan (Kevin Nash) geht es in Titos (Adam Rodriguez) Joghurt-Bus in Richtung South Carolina. Nach einem Unfall machen sie einen Abstecher in das Strip-Etablissem*nt von Rome (Jada Pinkett Smith), die Mike von früher kennt und die er überreden will, den Auftritt der Jungs zu moderieren. Außerdem besuchen sie die Fotografin Zoe (Amber Heard), eine Zufallsbekanntschaft von unterwegs, zu Hause in Savannah, wo sie auf deren Mutter Nancy (Andie MacDowell) und ihre Freundinnen treffen. Schließlich erreichen sie Myrtle Beach: Beim jährlichen Stelldichein der Stripper aus dem ganzen Land wollen sie vor Tausenden Zuschauerinnen ein neue Choreografie präsentieren.

Die Filmstarts-Kritik zu Magic Mike XXL (1)

Wenn Mike ganz zu Beginn nach einem harten Arbeitstag an der Werkbank zu den Klängen von Ginuwines „Pony“ plötzlich in einen improvisierten, erotisch aufgeladenen Tanz verfällt, kommt das etwas unerwartet, aber schnell schlägt uns Channing Tatum („21 Jump Street“, „Step Up“) in seinen Bann: Bei diesem elektrisierenden Auftritt werden durch Bewegung Mikes tiefste Gefühle zum Ausdruck gebracht – und das viel besser als mit Worten. So wird aus einem Film über Stripper ein Tanz- und Musikfilm, also ein Film über die Kunst der Protagonisten. Dazu passt, dass die Stripper in „Magic Mike XXL“ gar keine Stripper sein wollen. Immer wieder heißt es: „Wir sind männliche Entertainer.“ Und wenn sie wie Joe Manganellos Richie an der Berufsehre gepackt werden, dann legen sie schon einmal eine improvisierte Stripeinlage in einem Tankstellenshop hin – mit dem Ziel, die apathische Angestellte zum Lächeln zu bringen. Das idealisierte Berufsbild, das hier präsentiert wird, ist das eines Gentleman, der mit seinen Talenten die Sehnsüchte der weiblichen Kundschaft bedient. Frauen werden zu Königinnen ausgerufen, auf ein Podest gehoben und verwöhnt. Da haucht man ihnen bei Bedarf auch mal gefühlvoll eine Schnulze ins Ohr (Matt Bomer zeigt Gesangstalent) oder rappt aus dem Stegreif etwas über ihre liebsten Dinge (und wenn es sich dabei um Alkohol handelt). Schlüpfrig oder zwiespältig oder ernüchternd ist der Job der Jungs dabei trotz aller Zweideutigkeiten und viel nackter Haut nie – und Sex kommt gar nicht erst vor.

Die gut gebauten Samariter erobern mit ihren Körpern und Stimmen auf geradezu unschuldige Weise Frauenherzen, wobei peinlich genau darauf geachtet wird, dass für sie alle Frauen gleich sind, egal ob dick oder dünn, hübsch oder hässlich, dunkel oder hell. Wenn Mikes Truppe sich ganz privat plötzlich einer unbefriedigten Gruppe nicht mehr ganz junger Südstaatenladys gegenüber findet, dann werden eben die Defizite der abwesenden Ehemänner wettgemacht. Das Rollenspiel hat mit echten Gefühlen nichts zu tun und mit Kunst auch nicht. Doch sind alle bereit, das zu vergessen und so taucht Richie am nächsten Morgen ganz selbstverständlich mit dem Autoschlüssel der Hausherrin (seine Belohnung) zum Frühstück auf, ohne dass die Traumfassade eingerissen würde. Das Geschäftsmäßige dieser Welt scheint mit Matthew McConaugheys Zeremonienmeister verschwunden zu sein (der Zampano aus dem ersten Teil wird in einem Nebensatz nach China verfrachtet, wohin er Alex Pettyfers Kid gleich mitgenommen hat). So bietet „Magic Mike XXL“ ein blankpoliertes Hollywood-Traumbild mit kurzweiligen Gesprächen unter Kameraden (köstlich: eine Unterhaltung über Boybands) und gut bis hervorragend choreografierten Stripperauftritten, die bis auf die zwei Solos von Tatum jedoch eher unpersönlich ausfallen. Insbesondere einige der großen Nummern bei der Convention sind arg stereotyp gestaltet, da hilft auch der Hauch Ironie nichts - das ist definitiv mehr Dienstleistung als Kunst.

Fazit: Channing Tatum und Co. lassen es wieder krachen und bieten jede Menge gutgelaunte Stripper-Action. Den Kater nach der Party sparen sie diesmal aus.

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Author: Neely Ledner

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